Schmetterlinge

Berliner Schmetterlinge [1]

Schmetterlinge waren für Nabokov kein bloßes Hobby. Dieses Thema wird in dem Beitrag von Jana Zwetzschke ausführlich behandelt. Hier sollen einige Äußerungen Nabokovs  aus der Berliner Zeit nach D. E. Zimmer[1] wieder- gegeben werden.

»Ich hatte ein zauberhaftes, einfach reizendes Abenteuer. Auf dem Weg zu den Saks habe ich am Vormittag auf einer Linde nahe am Bahnhof Charlottenburg einen wunderbar seltenen Nachtfalter gefunden - den Traum deutscher Sammler (er ist ziemlich groß und hat hellgrüne Vorderflügel mit brauner Zeichnung). Ich habe ihn sofort dem Inhaber eines Schmetterlingsladens in der Motzstraße gebracht. Er hat gestaunt...« (am 28. September 1925 an seine Mutter in Prag, in Nabokov's Butterflies, Seite 119). Nach der Beschreibung zu urteilen, handelte es sich um eine Malachiteule (Staurophora celsia).

 »Ende Juli 1934 oder 1935 beobachtete ich im Stadtforst Spandau einen Schwarm erschöpfter levanas [Landkärtchen], Sommerform, die auf Blüten und Sträuchern ruhten«, notierte er dreißig Jahre später (ebenda, Seite 597). Und: »ich frage mich, ob im Mai der Zwergfeuerfalter zwischen den Kiefern und blühenden Büschen am Sandufer des Grunewaldsees noch ebenso häufig ist wie vor vierzig Jahren« (ebenda, Seite 604), Ist er nicht - Helleia helle ist fast ausgestorben.

»Gestern war ich mit Kardakoff im Entomologischen Institut in Dahlem. Dort habe ich einen berühmten Wissenschaftler kennen gelernt, der so wundervoll, so bewegend, so romantisch über Schmetterlinge sprach, daß mir Tränen in die Augen traten. Das Institut ist ein zauberhaftes kleines Gebäude inmitten von Blumengärten, sehr ruhig und hell, riecht nicht ganz nach einem Laboratorium, nicht ganz nach den Tropen. Sie haben mir alle Arten sehr sonderbarer Sammlungen gezeigt - und ich habe mich geradezu verliebt in diesen alten, dicken, rotwangigen Gelehrten, sah ihm zu, wie er sich mit einer ausgegangenen Zigarre zwischen den Zähnen lässig und geschickt zwischen seinen Schmetterlingen, Pappschachteln und Glasbehältern durchlavierte, und mußte daran denken, daß er vor kaum zwei Monaten auf Java riesige grüne Schmetterlinge gefangen hatte. „Sehen Sie sich mal dieses Weibchen an“, sagte er, „an die könnte man sein Herz verlieren.“ Oder: „Das ist keine Pupa, sondern eine richtige große Puppe, man könnte sie einem Kind zum Spielen geben“. Oder auch: „Ja, diese Fleckenvariation kommt in den besten Familien vor.“ Und das alles in einem kehligen, schnaufenden Russisch (er ist deutscher Herkunft), während er an seiner Zigarre kaut und mit seinen fetten Fingern schnippt. Es hat mir so gut getan ... Ich werde ihn in ein paar Tagen noch einmal besuchen und wieder vor Glück vergehen« (am 23. April 1926 an seine Mutter in Prag, ebenda, Seite 120).


[1] Dieter E. Zimmer, Nabokovs Berlin, S. 136

Zurück zur Chronik

[Home] [Start]